Weniger Störungen im Unterricht

23.01.2012

Die Jugend liebt heute den Luxus – verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und plaudert, wenn sie arbeiten sollte.“ Das gilt offenbar seit Sokrates‘ berühmtem Zitat und wird sicher auch auf alle kommenden Generationen zutreffen. Allerdings haben Sie sicher auch beobachtet, dass Jugendliche speziell im Laufe der vergangenen 15 Jahre angriffslustiger, zappeliger, kindischer oder altkluger geworden sind. In den meisten Klassen fallen 10 bis 30% der Schüler auf, weil sie nervös sind, sich schlecht konzentrieren können, wenig behalten und sich kaum anstrengen. Das bekommen Sie vor allem durch zahlreiche unkontrollierte Unterrichtsstörungen zu spüren. Diese lassen sich nie ganz vermeiden, aber Sie können störende Unterbrechungen auf ein Mindestmaß verringern.

Stellen Sie bei Unterrichtsstörungen die Machtfrage

Unterrichtsstörungen können durch feste Regeln, die einfach, klar und jedem bekannt sind, oft abgefangen werden. Je mehr Schüler im Unterricht zu konkreter Selbstständigkeit angeleitet werden, desto weniger Gelegenheit haben sie zu stören. Sie können positives Verhalten ermuntern, loben, anerkennen. Und noch einmal loben. Aber bei klaren Regelverstößen müssen Sie auch genauso konsequent bestrafen. Wehren Sie den Anfängen. Wenn Strafen nicht sehr unangenehm sind, wirken sie nicht. Unterrichtsstörungen können Sie zwar in den meisten Einzelfällen beheben. Aber es ist nicht möglich, alle Fälle zu lösen. Das klingt paradox, aber Störungen im Unterricht sind wie eine vielköpfige Schlange. Es wird sie immer geben. Bleiben Sie gelassen. Versuchen Sie aber, so viele konkrete Konflikte wie möglich zu entschärfen.

Positives Verhalten verstärken

Ein gewünschtes Verhalten lässt sich durch konsequente Verstärkung aufbauen. Sie können also versuchen, das gewünschte Verhalten vorauszudenken, es genau beschreiben und bekräftigen, wenn es auftritt. Bekräftigen Sie das gewünschte Verhalten nur selten oder gar nicht, wird es auch nicht wiederholt. Ignorieren Sie daher das unerwünschte Verhalten und verstärken Sie das erwünschte.

Beispiel: In Ihrer 5. Klasse stört Jan, weil er „ständig dazwischenruft“. Sie haben aber klare Regeln in Ihrer Klasse aufgestellt, zu denen gehört: „Wer etwas sagen möchte, meldet sich!“ Gemessen an dieser Regel stört Jan den Unterrichtsverlauf. Strafen und Ermahnungen zeigten bisher keine Wirkung.

1. Schritt: Lernen Sie das störende Verhalten kennen

Wählen Sie 4 Zahlen zwischen 1 und 45 zufällig aus, z.B. 5, 11, 26, 34. Beobachten Sie den auffälligen Schüler 4-mal 2 Minuten lang zu den gewählten Zeitpunkten 5., 11., 26. und 34. Minute. Tragen Sie am Ende der Stunde Ihre Beobachtungen in eine Tabelle mit 3 Spalten ein: „Situation“, „Verhalten“, „Konsequenz“. Es ist wichtig, dass die Beobachtungsmomente zufällig gewählt sind. Allerdings ist es im Verlauf einer Stunde schwierig, eine genaue Minute abzupassen. Ein beobachtender Kollege wäre Ihnen dabei eine große Hilfe.

2. Schritt: Werten Sie die Beobachtungen aus

Sie stellen fest, dass Jan 2-mal gestört hat, nicht etwa „immer“. Jan reagiert dabei sehr häufig auf Isabelle, was wieder eine Reaktion von Phillip und Mark provoziert. Nun können Sie versuchen, die Intensität des Verhaltens zu reduzieren.

3. Schritt: Ergreifen Sie Maßnahmen gegen Störungen

Sie erklären den beteiligten Schülern, worum es geht. Als Ziel legen Sie zunächst fest, dass Jan nur noch 1-mal pro Stunde dazwischenruft. Eventuell muss Jan so gesetzt werden, dass er Isabelle nicht mehr sehen kann. Sie ignorieren die Zwischenrufe von Jan. Die Tischnachbarn werden beauftragt, sich ebenso zu verhalten.


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