Inklusion in der Schule – Ergebnisse unserer Blitz-Umfrage

12.08.2014

Der Verlag PRO Schule führte im Juli 2014 eine Online-Umfrage zum Thema „Inklusion in der Schule“ durch. Ziel der Umfrage war es, Lehrerinnen und Lehrer zu Wort kommen zu lassen und deren Meinung zur heftig geführten Inklusionsdebatte zu erfahren. Auf die Online-Umfrage bekamen wir innerhalb der Laufzeit von 1 Woche 490 Feedbacks. Die Ergebnisse haben wir hier für Sie aufbereitet.

 

Der Verlag PRO Schule sucht freiberufliche Fachautoren zum Thema Inklusion!

Sie sind
a) Lehrer/in mit besonderen Kenntnissen im Bereich Inklusion
b) Sonderpädagoge mit Unterrichtserfahrung an einer Regelschule
c) haben praktisches Erfahrungswissen im Bereich Inklusion

Dann wollen wir Sie kennenlernen!

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Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ stellt die größte Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer dar
83 % der Lehrkräfte sehen den Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ als größte Herausforderung für den inklusiven Unterricht an. Die Förderschwerpunkte „geistige Entwicklung“ (48,5  %) und „Lernen“ (20,4 %) sowie Autismus (41,8 %) stellen viele Kolleginnen und Kollegen ebenfalls vor erhebliche Probleme.
Als weniger herausfordernd werden hingegen die Förderschwerpunkte „Sprache“ (12,3 %), „körperliche und motorische Entwicklung“ (11,4 %), „Sehen“  (7,6 %) und „Hören“ (6,0 %) bewertet.
Nicht als eigenes Item abgefragt, aber dennoch von mehreren Lehrkräften als besonders anspruchsvoll eingestuft wurde auch der Unterricht mit schwerst-mehrfachbehinderten Schülern.
Eine exemplarische Aussage eines Befragungsteilnehmers bringt die Mehrheitsmeinung innerhalb der Lehrerschaft treffend auf den Punkt:
„Autismus und verhaltensauffällige Schüler sind sehr schwer zu betreuen – weniger schwierig sind körperlich gehandicapte Kinder.“

Die größte Herausforderung stellen verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche dar

Die Bewertung macht deutlich, dass insbesondere verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler den Lehrkräften zu schaffen machen. Unterrichtsstörungen durch Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ beeinträchtigen nach Meinung vieler Befragungsteilnehmer in besonderer Weise einen geordneten Unterrichtsablauf. Pädagogische Maßnahmen bleiben hier meist unwirksam. Besonders schwierig stellt sich die Situation dann dar, wenn keine entlastende Unterstützung durch einen Sonderpädagogen zur Verfügung steht.

Regelschüler werdnachlässigt – mehr Personal geforderten ver

Deshalb fürchtet eine Vielzahl der Lehrkräfte, dass im Zuge der Inklusion auch die Regelschüler ins Hintertreffen geraten und das Lernniveau sinken könnte:
„In einer Klasse gibt es auch ohne Inklusion schon jede Menge inzwischen ganz alltäglich gewordene ‚Probleme‘ auf die ich als Lehrer eingehen muss (ADS, ADHS usw.). Deshalb treten die ‚normalen‘ Schüler in den Hintergrund und ich kann weniger auf sie eingehen als früher.“
Eine große Mehrheit der Lehrerschaft sieht zudem erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Ausstattung der Schulen mit zusätzlichem (sonderpädagogisch ausgebildetem) Personal, Fördermaterialien und finanziellen Ressourcen. Gefordert wird vor dem Hintergrund des deutlich größeren Vorbereitungs- und Betreuungsaufwands für inklusiv geführten Unterricht auch eine spürbare Reduzierung der Klassengrößen bzw. eine Entlastung im Stundendeputat:
„Mehr Geld und mehr Lehrer/innen werden benötigt um die Klassen kleiner machen zu können – nur so kann ich mir vorstellen, dass das klappt.“


Lehrer ärgern sich über die politischen Verantwortungsträger
Der Ärger und die Enttäuschung über die Politik sind deutlich spürbar. Lehrerinnen und Lehrer haben das Gefühl, dass die Inklusion „von oben“ verordnet wird, ohne dass ein vernünftiges Konzept zugrunde liegt bzw. eine ausreichende Ausstattung  zur Verfügung gestellt wird. Sie fühlen sich mit der Umsetzung alleingelassen und kaum unterstützt:
„Die Landesregierung schiebt alles auf die Grundschullehrer ab ohne sie zu unterstützen.“
Eine nicht zu verachtende Zahl der Lehrerschaft lehnt Inklusion sogar ganz oder teilweise ab, auch weil große Verunsicherung und teilweise Angst herrscht, die Herausforderungen nicht bewältigen zu können:
„Nicht für alle Kinder ist die Inklusion eine geeignete Unterrichtsform, z. B. nicht für geistig behinderte Kinder oder Kinder mit Verhaltensproblemen.“
Fazit
Es herrscht eine Mischung aus Unmut, Verunsicherung und Angst unter Lehrerinnen und Lehrern, wenn es um das Thema Inklusion geht. Die mangelhaften finanziellen und personellen Rahmenbedingungen bereiten den Lehrkräften beträchtliche Bauchschmerzen – gerade auch an Schulen, die schon vor der Inklusion damit zu kämpfen hatten. Die Art und Weise, wie die Umsetzung bislang politisch gestaltet und begleitet wurde, führt bei  einem nicht unbeträchtlichen Teil der Lehrerschaft sogar zu einer generellen Ablehnung des Inklusionsgedanken – jedenfalls im Rahmen der heutigen Struktur unseres Schulsystems.


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