Die Bibliothek hat sich längst vom Archiv zum Bildungsort verändert – Volker Ladenthin weist in seinem Buch „Kulturschulen – Schulkulturen“ (Bonn 2012) ausdrücklich darauf hin. Und richtig: Viele öffentliche Bibliotheken bieten Ihren Lehrern an, den Unterricht für ein paar Stunden in ihre Räume zu verlegen und ihn mit ihrem großen Fundus an Büchern zu unterstützen. Nutzen Sie gerade in den letzten Schulwochen diese veränderte Lernumgebung als willkommenen Motivationsfaktor.
Was hat eine öffentliche Bibliothek zu bieten? Es sind die Vielzahl und die Vielfalt an Büchern, die die meisten Schulen nicht vorhalten können. Ebendiese Tatsache können Sie bestens für Ihren Unterricht nutzen: Trainieren Sie die Kompetenz Ihrer Schüler, sich in der Bibliothek eigenständig Informationen zu beschaffen, und fördern Sie auf diese Weise das eigenverantwortliche Lernen. Führen Sie beispielsweise einen Ausschnitt eines Geschichtsprojekts in der Bibliothek durch, bei dem Ihre Schüler einen Teilbereich eines Themas erarbeiten und diesen anschließend präsentieren.
Bereiten Sie das Thema in der Schule so vor, dass die Schüler den Gesamtzusammenhang kennen und wichtige Grundkenntnisse erworben haben. Beispielsweise sollten sie über die Entstehung des Deutschen Reiches Bescheid wissen, wenn es um „Die mittelalterliche Welt“ geht. Verteilen Sie nun die weiteren Aspekte des mittelalterlichen Lebens auf Kleingruppen, z. B. „Ritter und Burgen“, „Klösterliches Leben“ und das „Leben der Bauern“. Die Informationen dazu beschaffen sich Ihre Schüler eigenständig in der Bibliothek. Damit verfolgen Sie 2 Ziele: Die Schüler gewinnen Informationen über einen Teilbereich des mittelalterlichen Lebens und sie vertiefen dabei ihre Recherche- und Präsentationskompetenz.
Vereinbaren Sie noch im Klassenzimmer, in welchem Umfang und wie die Schüler die Informationen festhalten und präsentieren sollen. Ob die Präsentation noch in der Bibliothek oder am nächsten Tag in der Schule stattfindet, hängt von den Räumlichkeiten und dem zeitlichen Umfang des Bibliotheksbesuchs ab. Legen Sie auch bereits im Vorfeld fest, wie die arbeitsteiligen Gruppenergebnisse zusammengeführt werden sollen, so dass am Ende jeder Schüler alle Aspekte der mittelalterlichen Welt kennen gelernt hat. Evaluieren Sie das Projekt z. B. durch das Feedback der Schüler und der Bibliothekarin.
Der Gewinn aus dem Unterricht in der Bibliothek hängt auch davon ab, wie gut der Besuch mit der Bibliothekarin abgesprochen ist. Melden Sie Ihr Projekt rechtzeitig bei der Bibliothek an, üblich sind 4–6 Wochen. Vereinbaren Sie die Dauer des Aufenthalts. Für ein Projekt mit einer ausführlichen Einführung in die Benutzung der Bibliothek empfiehlt sich ein Vormittag. Klären Sie in einem Vorgespräch ab, in welcher Weise die Bibliothek die Kompetenzen Ihrer Schüler fördern kann, z. B. durch die Bereitstellung einer Bücherauswahl oder einen Crashkurs im Recherchieren. Legen Sie auch fest, wer welche Phasen der Betreuung übernimmt. Grundsätzlich gilt: Auch in der Bücherei sind Sie als Lehrer für Ihre Schüler und den Unterricht verantwortlich. Am Ende des Beitrags finden Sie eine Checkliste zur Vorbereitung des Bibliotheksbesuchs.
Stellen Sie an den Beginn des Besuchs in der Bibliothek eine kurze „Gebrauchsanweisung“ durch die Bibliothekarin. So lernen die Schüler die Gepflogenheiten und das erwartete Verhalten in der Bibliothek kennen. Die Bibliothekarin bietet anschließend eine Einführung in den Umgang mit Nachschlagewerken und Sachbüchern. Sie als Lehrkraft präzisieren noch einmal den konkreten Arbeitsauftrag und die Gruppeneinteilung und weisen auf den Zeitplan hin. Je nach Vertrautheit mit der Bibliothek stellen sich die Schüler zunächst eine Literaturauswahl zusammen oder nutzen die von der Bibliothekarin bereitgestellten Werke. Ihnen als Lehrkraft bleibt die individuelle Unterstützung der Schüler bei der eigenständigen Recherche.
Fazit: Der Unterricht in der Bibliothek bringt Ihren Schülern einen Kompetenzzuwachs und entlastet Sie.
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