Individuelle Leistungsbewertung

08.12.2011

„Individuell lernen, ja – doch individuell bewerten, wie soll das gehen?“, wird so mancher Kollege fragen, wenn Sie beispielsweise in einer pädagogischen Konferenz diesen Gedanken an Ihr Lehrerteam herantragen. Die Antwort lautet: Bewerten Sie Leistungen mit einem Portfolio. Ende der 90er Jahre hat die angelsächsische Unterrichtsforschung dieses Instrument, das ursprünglich nur eine Sammelmappe von Kunstwerken meinte, für die Pädagogik entdeckt. Seitdem hat es sich sehr verbreitet. Klären Sie schulweit den Umgang mit Portfolios.

 

Lernen als Prozess betrachten

Was ist das Besondere am Portfolio? Bei der Portfoliobewertung rücken Sie den Lernprozess in den Fokus. Arbeitsentwürfe und deren Weiterentwicklung zeigen auf, wie sich der Schüler in diesem Bereich entwickelt hat. Stellen Sie die Portfoliobewertung neben die punktuelle Leistungsbewertung in den Klassenarbeiten, in denen das Ergebnis bewertet wird.

 

Schülerorientierte Unterrichtsformen als Voraussetzung

Portfolioarbeit beruht auf schülerorientierten Unterrichtsformen wie z.B. Werkstattunterricht, fächerübergreifendem Projektunterricht oder Freiarbeit. Denn Ihre Schüler brauchen Gelegenheit und Zeit für das Verfassen und Überarbeiten von Texten und Darstellungen, die in das Portfolio übernommen werden sollen. Auch die Vorbereitung und Durchführung der Präsentation des erarbeiteten Ergebnisses sind ein zentrales Element der Portfolioarbeit und kosten Zeit. Sie brauchen ebenso zeitliche Freiräume für die vielen Portfolio-Feedback-Gespräche, die Sie mit Ihren Schülern führen. Offene Arbeitsformen geben Ihnen die Gelegenheit dazu.

 

Selbstbewertung trainieren

Die Zusammenstellung von Materialien ist der erste Teil des Portfolios. Um Verbindlichkeit zu schaffen, muss auch der zweite folgen, die Bewertung, allem voran die Selbstbewertung.

Erarbeiten Sie mit Ihren Schülern Kriterien für die Selbstbewertung. Was alles muss die Mappe enthalten? Was macht eine gute Zeitung über ein Wiesenprojekt aus? Wann macht das Zuhören bei einer Präsentation Spaß? Stellen Sie Materialien zur Verfügung, mit deren Hilfe Ihre Schüler über das Erarbeitete nachdenken können. Legen Sie die Beurteilungskriterien – in kindgemäßer Form formuliert – dem Portfolio bei. Führen Sie längerfristig auch ein Lerntagebuch oder ein Arbeitsjournal ein. Üben Sie diesen Schritt der Selbstreflexion regelmäßig.

 

Mit einem Portfoliogespräch den Lernprozess betrachten

Führen Sie bald nach der Selbstreflexion des Schülers ein Portfoliogespräch mit ihm über seinen Lernprozess. Sowohl der Schüler als auch Sie begründen anhand der festgelegten Qualitätskriterien die jeweilige Bewertung. So schulen Sie die Fähigkeit Ihrer Schüler zum Vergleich mit festgelegten Anforderungen und zur Einschätzung ihres Lernverhaltens und der eigenen Leistung.

 

Das Portfolio – ein Gewinn für alle

Die Leistungsbewertung mit dem Portfolio bringt dem Lerner, dem Lehrer und den Eltern Vorteile:

 

  • Der Lerner erlebt eine Hilfe zur Reflexion und Einschätzung der eigenen Entwicklung und damit zur bewussten Steuerung des Lernens.
  • Der Lehrende erhält einen vertieften Einblick in die Leistungsfähigkeit des Schülers und kann weitere individuelle Fördermaßnahmen auswählen.
  • Portfolioarbeit steigert die Diagnosefähigkeit Ihrer Lehrer.
  • Den Eltern geben Sie mit der Portfolioarbeit genauere Informationen über die Lernfortschritte und das Leistungsvermögen ihres Kindes an die Hand.


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