Schülerbefragung zur Vermeidung von Unterrichtsstörungen

25.04.2016

Für den einen Lehrer ist eine beständige Stimmen- und Geräuschkulisse während des Unterrichts „normal“. Für den anderen ist dies das Kennzeichen einer „undisziplinierten Klasse“. Es scheint, als ließe sich nur schwer bestimmen, was eine Unterrichtsstörung ist.

Erörtern Sie mit Ihren Schülern, welche Verhaltensweisen warum stören. Nutzen Sie hierfür eine Schülerbefragung. Beziehen Sie auf diese Weise Ihre Schüler in die Verantwortung für einen störungsarmen oder gar störungsfreien Unterricht ein.

Eine Schülerbefragung durchführen

Wählen Sie eine Unterrichtsstunde aus. Beenden Sie Ihren Unterricht 10 Minuten früher, und lassen Sie den Bogen zur Schülerbefragung ausfüllen. Betonen Sie, dass die Beantwortung der Fragen anonym erfolgt. So kann jeder Schüler ohne Angst seine wirkliche Meinung äußern.

Mit den Fragen auf diesem Bogen fördern Sie die Reflexivität Ihrer Schüler. Gleichzeitig bringen Sie die Verantwortung für das eigene Verhalten und die Mitverantwortung für die ganze Klasse als Publikum, als Ermunterer oder gar als Mitakteur zum Ausdruck. Zu guter Letzt wird jeder zu Überlegungen angehalten, über sein eigenes vergangenes und künftiges Verhalten nachzudenken und darüber, wie er es ggf. verändern kann.

 

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Muster zur Schülerbefragung: Wie denkst Du über Unterrichtsstörungen?

Liebe Schülerinnen und Schüler,

uns Lehrern ist es ein Anliegen, dass der Unterricht möglichst störungsfrei abläuft, sodass Ihr in der vorgesehenen Lernzeit möglichst viel lernt. Mit den folgenden Fragen möchten wir Eure Einschätzung von Unterrichtsstörungen erfragen und dann mit Euch darüber sprechen, was wir gemeinsam ändern können. 

Vielen Dank für Eure Mitwirkung,

Silke Mustermann, Klassenlehrerin der 7a

  • In welchem Unterricht wird am meisten gestört? – Du kannst mehrere Kreuzchen setzen:
  • Wenn die Lehrkraft etwas erklärt oder Fragen stellt
  • Während der Stillarbeit
  • Während der Gruppenarbeit
  • Während der Freiarbeit

2. Wie reagierst Du auf die Störungen Deiner Mitschüler? Bist Du beispielsweise genervt?
Bewunderst Du den / die Störer? Sagst Du etwas zu ihm / zu ihnen?
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3. Was vermutest oder weißt Du: Weshalb stören Mitschüler den Unterricht?
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4. Was empfiehlst Du Mitschülern, die stören?
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5. Wie reagiert die Lehrkraft meistens auf die Störung/en?____________________________________________________________________________
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6. Was empfiehlst Du der Lehrkraft?
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7. Störst auch Du gelegentlich den Unterricht? q ja q nein
Wenn „ja“, welche sind Deine Gründe?
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8. Was kannst Du künftig tun, um nicht mehr zu stören?
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Werten Sie die Schülerbefragung aus

Sammeln Sie die ausgefüllten Fragebögen ein und werten Sie sie aus:

Frage 1: Erstellen Sie eine Strichliste. Daraus können Sie die Häufigkeit der Störungen in der jeweiligen Unterrichtsform ablesen.

Frage 2: Hier erhalten Sie mehrere Antworten, die Ihnen später im Gespräch mit der Klasse als Grundlage dafür dienen, wie die Mitschüler dazu beitragen können, dass ein Schüler weniger stört, z. B. indem sie ihm mitteilen, dass sie nicht gestört werden möchten, sondern lernen wollen.

Frage 3 und 4: Die Antworten geben oft Hinweise auf die Unterrichtsgestaltung, z. B. bei Langeweile.

Fragen 5 und 6: Hier bekommen Sie einen Spiegel vorgehalten: So erleben Sie Ihre Schüler.

Fragen 7 und 8: Nutzen Sie diese Antworten als wichtigste Fakten im Rückmeldegespräch mit den Schülern.

Durch die Schülerperspektive erweitern Sie Ihre Sicht insbesondere über die Gruppenprozesse, die bei Unterrichtsstörungen eine erhebliche Rolle spielen. Außerdem erhalten auch Sie Feedback zu Ihrer Intervention.

 

Geben Sie den Schülern eine Rückmeldung nach der Auswertung der Befragung

Da sich das Verhalten einzelner Schüler oder einer ganzen Klasse von Lehrer zu Lehrer erheblich unterscheiden kann, sollte die Befragung der Schüler durch den jeweiligen Lehrer erfolgen, von ihm ausgewertet und das Ergebnis von ihm mit der Klasse besprochen werden. Diskutieren Sie auch die Alternative, die Rückmeldung an die Schüler im Klassenteam durchzuführen. So kann die Frage an die Schüler angeschlossen werden, worauf sie ihr unterschiedliches Verhalten zurückführen. Fragen Sie die Schüler schließlich nach Lösungsvorschlägen, was sie zu einem störungsfreien Unterricht beitragen können.

 

Nutzen Sie die Erkenntnisse der Schülerbefragung

Geben Sie den Vorschlägen und den Phantasien der Schüler, wie ein störungsarmer Unterricht künftig aussehen könnte, genügend Raum. Diskutieren Sie im Kollegium auch die Rolle der Mitschüler, wenn ein Schüler aktiv stört:

  • Wird er heimlich oder offen bewundert? – Welche Auswirkung hat dies auf den Schüler?
  • In welchen Fällen lässt man sich leicht „anstecken“ und macht auch mit?

Fazit: Mithilfe einer konstruktiven Reflexion der Schüler über Unterrichtsstörungen wird Ihr Unterricht künftig zwar nicht gänzlich störungsfrei, doch zumindest störungsarm ablaufen. Gleichzeitig zeigen Sie mit der Einbeziehung der Schüler, dass Sie sie ernst nehmen.

 


Das sagen Ihre Kollegen:


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