Hilfe zur Selbsthilfe

21.09.2012

Führen Sie die Kollegiale Fallberatung in Ihrem Team ein. Sie ist ein strukturiertes Beratungsgespräch in einer Gruppe, in der ein Teilnehmer von den übrigen Teilnehmern nach einem festgelegten Ablauf mit verteilten Rollen beraten wird. Das Ziel ist, Lösungen für eine konkrete berufliche Schlüsselfrage zu entwickeln. „Eigentlich geht es uns gar nicht so schlecht!“ meinte eine Kollegin, als Sie von ihrer Sitzung mit ihrer Fallberatungsgruppe zurückkam. Sie erfuhr von Angriffen und Problemen, schulischen Veränderungen und Anforderungen, die ihr die eigene Situation leichter erscheinen ließ.
Kollegiale Fallberatung ist eine Form der Selbstmotivation und Selbstevaluation, die sich in 7 Schritten aufgliedern lässt. Der Grundsatz ist, dass sich eine Gruppe oder ein Team zur Lösung von Problemen und Konflikten trifft.

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Es gibt 3 Rollen in einer Gruppe:

Am Anfang wird ein Fallgeber gewählt. Jedes Gruppenmitglied berichtet in kurzer Zusammenfassung über sein Problem. Danach wählt die Gruppe aus den Vorschlägen den Fallgeber aus.
Die zweite Rolle ist der  Moderator, der für die Einhaltung der vorher festgelegten Regeln sorgt: Zeit, Fragestellung, Zusammenfassung und Beteiligung aller Mitglieder.
Die Zuhörer erkundigen sich über Vorgänge, Erwartungen und befragen den Fallgeber nach Details, die für ihn wichtig sind. Die Aufgabe der Zuhörer geht nach der ersten Phase, in der der Fallgeber den Raum verlässt, in ein gemeinsames Eruieren der Hintergründe, Eindrücke und Vermutungen in die Befragung mit dem Fallgeber über.

Die Kollegiale Fallberatung läuft in 7 Phasen ab:

1. Vorstellung und Auswahl:
In einer vorgegebenen Zeit, die von der Gruppe einheitlich für alle Sitzungen bestimmt wird, berichtet jeder Teilnehmer über sein Anliegen, das er gerne behandelt haben möchte. Gemeinsam wird über den Fall der Sitzung abgestimmt und somit die Rolle des Fallgebers festgelegt.
2. Schilderung des Falls:
Der Fallgeber berichtet aus seiner Sicht über sein Anliegen oder sein Problem. Er darf nicht in seinen Ausführungen unterbrochen werden. Wie weit er Emotionen oder persönliche Einschätzungen einbringt, ist ihm überlassen. Er beendet seinen Vortrag mit einer Zielfrage oder Problemfrage, z.B.: „Wie kann ich mich gegen diese Maßnahmen durchsetzen?“ Seine Formulierung sollte möglichst zur Protokollierung der Leitfrage führen. Welchen Klärungswunsch hat der Fallerzähler in Bezug auf seine Situation?
3. Wiedergabe des Eindrucks:
In einem kurzen Zeitraum (5 Min.) gibt nun jeder Hörer wieder, was ihm wichtig ist: Ein Satz, ein Wort, ein kurzer Kommentar oder der Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Es gibt keine Bewertung und keine Lösungsvorschläge. Die Leitfrage ist: Wie hat das Gehörte auf euch gewirkt? Gefühle, Tonfall, Auswahl der Infos oder Blickwinkel des Fallerzählers spielen eine Rolle.
4. Nachfragen im Dialog:
In dieser Phase wird der Fallgeber noch einmal befragt und er kann Ergänzungen liefern. Nachfragen sind erwünscht. Das Ziel ist ein Überblick über die Gesamtsituation. Es gibt noch keine Lösungsvorschläge.
5. Perspektivenwechsel der Teilnehmer:
In der 5. Phase versetzen sich die Hörer in die Lage des Fallgebers, schlagen Lösungen vor und sprechen über ihr Empfinden. Es kommt zum Rollen- und somit zum Perspektivenwechsel.
6. Lösungsvorschläge für den konkreten Fall:
Es gibt verschiedene Lösungen durch die Berater. Die Frage lautet: Was geben wir dem Fallerzähler in Bezug auf seine Schlüsselfrage mit? Die Vorschläge werden protokolliert.
7. Bilanz des Fallgebers:
Der Fallgeber gibt ein Feedback ab und zieht Bilanz:
Was ist mir klar geworden?
Welche Rückmeldungen oder Anregungen sind für mich besonders wichtig?
Was werde ich konkret tun?
Mit dieser Rückmeldung endet die Fallberatung.
Praxistipp:
Mit der streng strukturierten Gruppenberatung geben Sie eine effektive und zeitsparende Form der Selbsthilfe vor und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Personalentwicklung. Alle Mitglieder verpflichten sich zur Verschwiegenheit über das Gehörte.


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