Konfliktgespräche erfolgreich moderieren

04.11.2011
Elternbeschwerden über Lehrer gehören zu Ihrem Führungsalltag als Schulleiter: Ungerechte Notengebung, diffamierendes Verhalten oder Benachteiligung des Kindes wird Ihnen von den Eltern zur Last gelegt. Ihre ersten Schritte werden auf jeden Fall eine sachliche Klärung der Vorwürfe in einem ausführlichen Gespräch mit dem Kollegen sein. Lassen sich die Unstimmigkeiten dadurch nicht beheben, bitten Sie beide Seiten – Eltern und Lehrkraft – zu einem Konfliktgespräch, das Sie moderieren. Klären Sie allerdings im Vorfeld die Verhandlungsbereitschaft ab, damit es durch ein zu früh angesetztes Round-Table-Gespräch nicht sogar noch zu einer Verhärtung der Fronten kommt.

Moderieren Sie das Konfliktgespräch in 4 Klärungsstufen

1. Schaffen Sie eindeutige Voraussetzungen

Benennen Sie Ihre Funktion als Klärungshelfer. Zeigen Sie auf, wer warum dabei ist, falls Sie mehr als die beiden Kontrahenten an den runden Tisch geladen haben. Geben Sie den vorgesehenen Ablauf bekannt. Weisen Sie darauf hin, dass jeder drankommen wird und jeder dieselbe Redezeit zur Verfügung haben wird. Die wichtigste Regel wird deshalb sein, dass niemand unterbrochen wird und alle ausreden können.

Ihre Aufgabe, wenn Sie das Konfliktgespräch mit den Eltern moderieren:

  • Die Rahmenbedingungen gestalten
  • Die Bereitschaft zur Mitarbeit wecken
  • Den Prozess strukturieren
  • Die Zielsetzung im Auge behalten: die Arbeitsfähigkeit wiederherstellen
  • Nicht Richter, sondern Schlichter sein
  • Nicht der Schuldige wird gesucht, sondern Lösungen werden angestrebt

2. Der Konflikt an sich: Worum geht’s bei der Elternbeschwerde?

Leiten Sie die Kontrahenten an, die Ursachen und den Verlauf des Konfliktes zu analysieren. Lassen Sie von beiden Seiten die Konfliktthemen benennen: Worum geht es genau?

Stellen Sie im Konfliktgespräch Fragen an Eltern und Lehrer: "Welches konkrete Verhalten von Herrn X sehen Sie als Benachteiligung an?" Dulden Sie keine pauschalen Anschuldigungen und vagen Unterstellungen. Was ist unstrittig? Welches ist die gemeinsame Basis der Zusammenarbeit? Welche Verhaltensweisen, Vorfälle waren Ihrer Ansicht nach entscheidend für die Entstehung und den Verlauf des Konflikts? Welche Personen und Gruppen sind indirekt am Konflikt beteiligt oder haben Einfluss auf den Konflikt?

Ihre Aufgabe, wenn Sie das Konfliktgespräch mit den Eltern moderieren:

  • Lassen Sie beide Kontrahenten zu Wort kommen: Was denken, fühlen und wollen die Eltern? Was denkt, fühlt und will der Lehrer?
  • Fassen Sie die Konfliktpunkte zusammen. Schreiben Sie sie ggf. stichwortartig auf ein Blatt.
  • Vertiefen Sie das wechselseitige Verstehen. Zeigen Sie auf, wie beide Parteien von Anfang an den Konflikt mitgestaltet haben.
  • Lassen Sie auch Gefühle und Empfindungen ausdrücken, sodass die Gegenseite auch die Wirkungen von Verhalten erfährt.
  • Bringen Sie selbst Verständnis für die Position jeder der beteiligten Konfliktparteien auf und fördern Sie dieses auch bei den Konfliktparteien.
  • Nehmen Sie Wünsche und Befürchtungen beider Parteien ernst.

3. Bringen Sie Positionen in Bewegung

Fassen Sie das Gehörte zusammen, sodass die von beiden Seiten geäußerten Überzeugungen, Interessen und Gefühle der beiden Konfliktparteien deutlich werden. Stellen Sie die gegensätzlichen Standpunkte der Kontrahenten klar gegenüber. Welche Forderungen existieren auf beiden Seiten? Wie werden sie begründet? Schreiben Sie jede einzeln auf ein Blatt und hängen Sie diese an eine Tafel oder Pinnwand. Lassen Sie die Kontrahenten zu den Forderungen der Gegenpartei Stellung nehmen. Hängen Sie diejenigen in die Rubrik "erledigt", die sofort Zustimmung beim anderen finden. Bitten Sie nun die Konfliktparteien, möglichst viele Lösungsideen zu entwerfen. Schreiben Sie auch diese wieder auf je eine Karteikarte.

Ihre Aufgabe, wenn Sie das Konfliktgespräch mit den Eltern moderieren:

  • Streben Sie eine Konfliktlösung ohne Niederlage an.
  • Bringen Sie bei einer "Entweder-oder-Einstellung" eine "Sowohl-als-auch-Lösung" ins Aufmerksamkeitsfeld.
  • Rufen Sie übergeordnete Interessen beider Parteien in Erinnerung (Förderung des Schülers).
  • Fragen Sie nach, wo die eine Partei am ehesten zurückstecken kann, weil es ihr nicht so wichtig ist.
  • Welche Hintergrundbedürfnisse spielen bei den geäußerten Konfliktpunkten eine Rolle? Wie können sie befriedigt werden

4. Abschlussphase für Konfliktgespräche mit den Eltern

Halten Sie die Ergebnisse durch eine mündliche und schriftliche Zusammenfassung fest. Lesen Sie die Vereinbarung noch einmal vor, sodass das Ergebnis für alle deutlich wird. Einigen Sie sich auf eine Bewährungskontrolle. Vereinbaren Sie mit Eltern und Lehrer, wie Sie zusammen den Erfolg des Gesprächs gewährleisten wollen.Kon


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