Inklusiver Unterricht funktioniert am besten, wenn Sie möglichst individualisiert unterrichten. So kann jedes Kind, unabhängig von seinem Leistungsvermögen und Lernstand, Fortschritte in seiner Lernentwicklung machen. Damit dies gelingt, müssen Sie die aktuelle Lernausgangslage des Kindes im Auge haben.
Die Basis aller Förderung in Ihrer inklusiven Klasse ist die Bestimmung der individuellen Lernausgangslage. Für jedes Fach gilt: Sie sollten jedes Kind da abholen, wo es steht. Dafür ist es nötig zu wissen, was es kann und wo es Schwierigkeiten hat. Leiten Sie daraus ab, was es als Nächstes lernen sollte.
Das Kind verrät Ihnen dabei auf vielfältige Weise etwas über sein derzeitiges Lernniveau. Beobachten Sie sein Lernverhalten, analysieren Sie seine Fehler oder setzen Sie Screenings ein, um den Lernstand des Kindes zu erfassen.
Anhand von Arbeitsergebnissen wie Hefteinträgen oder Arbeitsblättern können Sie mit einem geschulten Blick schon erste Schlüsse über den Lernstand des Schülers ziehen. Wichtig ist dabei, nicht lediglich vorhandene Fehler zu addieren, sondern diese zu analysieren. Die Art des Fehlers und der diesem zugrunde liegende Denkprozess des Kindes sind wertvolle Informationsquellen. Durch gezielte Förderung und Vermittlung von entsprechenden Strategien oder richtigen Begriffen schafft es der Schüler, Lücken zu schließen und das nächste Lernziel zu erreichen.
Stärken und Schwächen einzelner Schüler fallen Ihnen als erfahrene Lehrkraft schnell auf. Kinder signalisieren durch ihre Unterrichtsbeiträge, was ihnen leicht- bzw. schwerfällt. Notieren Sie regelmäßig diese Informationen:
Rufen Sie regelmäßig den Lernerfolg Ihrer Schüler durch einfache Erhebungen ab. Dazu können Sie ein schlichtes Arbeitsblatt anfertigen, das den aktuellen Stoff unter „Prüfungsbedingungen“ – also in Einzelarbeit innerhalb einer bestimmen Zeit – abfragt.
Nicht für alle Kinder sind diese Erhebungen der Weg, auf dem sie am besten zeigen können, über welche Fähigkeiten sie derzeit verfügen. Einige Ihrer Schüler können sich durch die „Prüfungssituation“ möglicherweise unter Druck gesetzt fühlen und haben Angst zu versagen.
Manchmal stellen Sie vielleicht eine hohe Anzahl an Aufgaben, um zu sehen, wie viele davon das Kind in der Zeit schafft. Oder Sie setzen bei einigen Aufgaben ein hohes Niveau an, um zu sehen, wo das Kind steht. Denken Sie daran: Viele Ihrer Schüler werden wahrscheinlich nicht gern Aufgaben unbearbeitet lassen. Schnell entsteht das Gefühl, versagt zu haben. Ihre Schüler verstehen nicht immer, dass Ihnen das Ergebnis dazu dient, das Kind optimal zu fördern. Erklären Sie den Kindern, dass die Erhebung nicht bewertet wird. Wenn das nicht hilft, greifen Sie auf Alternativen (wie z. B. Meilensteine) zurück.
Ohne Leistungsdruck und Versagensängste arbeiten Ihre Schüler, wenn Sie Kompetenzraster und Meilensteine in Ihrem Unterricht einsetzen. Im Kompetenzraster sind die Ziele für Ihre Schüler bereits definiert. Sie erreichen eine höhere Stufe auf dem Weg zum Ziel, indem sie einen Leistungsnachweis erbringen. Dies geschieht, wenn sie sich selbst bereit dazu fühlen. Dadurch nehmen Sie dem Kind den Druck und geben ihm die Chance, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen. Sie bleiben so immer auf dem neuesten Stand, was die Lernentwicklung Ihres Schülers angeht.
Legen Sie fest, was Sie als Leistungsnachweis für die jeweilige Stufe einfordern. Damit schaffen Sie Transparenz. Gehen Sie hier auch auf die Bedürfnisse des Kindes ein: Während einer Ihrer Schüler vielleicht lieber an konkretem Material zeigt, was er kann, füllt der andere lieber ein kurzes Arbeitsblatt aus.
Fachbezogene, detaillierte Erkenntnisse gewinnen Sie auch durch den Einsatz von ausgewählten Programmen. Diese können Ihnen eine große Hilfe sein, denn einige von ihnen erstellen automatisch Förderpläne und empfehlen passende Übungen.
Um jedem Kind in seiner individuellen Lernentwicklung weiterzuhelfen, sollten Sie über seinen Lernstand Bescheid wissen. Nur so können Sie ihm das bieten, was er gerade braucht, und ihm so zu Erfolgserlebnissen verhelfen.
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