Flip your Classroom: Wie Sie mit digitalen Medien individuell fördern

05.06.2019

Seit jeher sieht Unterricht so aus: In der Schule werden Inhalte vermittelt – zu Hause wird geübt. Das neue Konzept „Flipped Classroom“ zeigt, wie es auch anders geht. Ihre Schüler eignen sich die Inhalte zu Hause im eigenen Tempo an. Die Unterrichtszeit dient dann der begleiteten Übung und Vertiefung. Lesen Sie, wie das Konzept funktioniert und wie auch Sie es in Ihrer Klasse umsetzen können.

Vermutlich kennen Sie die Situation von Ihrer eigenen Unterrichtsplanung: Als Lehrkraft hat man ständig im Hinterkopf, die schüleraktivierenden Maßnahmen nicht zu vernachlässigen. Denn es ist klar:

Je länger der Lehrervortrag, umso wahrscheinlicher sinkt die Konzentration ab. Einige kommen nicht mit – anderen geht es zu langsam.

Nur wenn die Schüler selbst aktiv werden, stehen die Chancen für einen Lernzuwachs gut. Doch oftmals kommen diese Phasen im traditionellen Unterricht zu kurz.

Stellen Sie das Prinzip auf den Kopf

Mit der Methode „Flipped Classroom“ können die Schwerpunkte von der Arbeit im Unterricht und der Arbeit zu Hause flexibler gehandhabt bzw. getauscht werden.

Es gibt verschiedene Szenarien, wie ein „Flipped Classroom“ in der Praxis organisatorisch aussieht: Eine Möglichkeit ist, dass sich Ihre Schüler explizit auf eine Unterrichtsstunde zu Hause vorbereiten. Dafür wird ihnen entsprechendes Material zur Verfügung gestellt: oftmals in Form eines Lernvideos mit Aufgaben. Im Unterricht wird das Thema wieder aufgegriffen. Doch es bleibt Zeit zum individuellen Üben.

Diese Vorteile hat das Konzept für Sie und Ihre Schüler

Lehrer und Schüler auf der ganzen Welt sind von diesem Konzept begeistert. Denn es hat einen großen Vorteil gegenüber dem traditionellen Modell: Ihre Schüler werden aktiv in die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts einbezogen. Außerdem entsteht mehr Raum für Individualisierung. Die neuen Medien wirken sich motivierend auf Ihre Schüler aus.

So machen Hausaufgaben Sinn

Was zu Hause und was im Unterricht passiert, steht unmittelbar in Zusammenhang. Die neuen Hausaufgaben sind sinnvoll und sind absolut notwendig, um voranzukommen, was bei herkömmlichen Hausaufgaben oftmals nicht der Fall ist.

In der Praxis sieht es häufig so aus: Viele Schüler haben den Unterricht eher passiv erlebt. Zu Hause arbeiten sie das 1. Mal aktiv am Lerngegenstand. Sie merken, dass sie etwas nicht verstanden haben, und geben auf. Sie erhalten keine Chance, Rückfragen zu stellen. Eine vertiefende Übung zu Hause kann gar nicht stattfinden. Am nächsten Morgen steht der Schüler lediglich ohne Hausaufgaben da. Warum er keine aufzuweisen hat, gerät häufig in den Hintergrund.

Was tun, wenn Schüler unvorbereitet sind?

Anders als bei fehlenden Hausaufgaben merken Ihre Schüler schnell: „Ich habe ein echtes Problem, wenn ich mich nicht vorbereite.“ Kollegen, die mit dieser Methode arbeiten, berichten von ungewöhnlich hoher Motivation bei Ihren Schülern.

Dennoch kann es vorkommen, dass einer Ihrer Schüler unvorbereitet ins Klassenzimmer kommt. Gehen Sie am besten folgendermaßen vor:

  1. Machen Sie Ihren Schülern deutlich, dass sie Verantwortung für ihr eigenes Lernen trag 
  2. Lassen Sie Ihre Schüler Notizen bei der häuslichen Arbeit anfertigen und Fragen vorbereiten. Vielen Schülern gibt dies zu erkennen, dass „nicht gemachte“ Hausaufgaben „auffallen“. Dies kann eine hilfreiche Unterstützung auf dem Weg zur Verantwortungsübernahme sein.
  3. Kommt ein Schüler dennoch ohne Vorbereitung, lassen Sie ihn den Inhalt zu Beginn der Stunde nachholen. 4. Prüfen Sie dann persönlich, ob der Inhalt verstanden wurde. Lassen Sie ihn erst im Anschluss daran an den eigentlichen Aufgaben der Stunde arbeiten.

Vielen Schülern ist diese Prozedur zu anstrengend. Außerdem hinken sie mit den Aufgaben nicht gern hinterher. Beim nächsten Mal bereiten sie sich lieber entsprechend auf die Stunde vor.

Achtung: Prüfen Sie, warum Ihr Schüler nicht vorbereitet ist. Hat er zu Hause oder in der Schule nachmittags Zugang zu den entsprechenden Medien?

Sie gewinnen Zeit für andere Aufgaben

Wenn Ihre Schüler zu Hause eigenständig am Wissenserwerb mitarbeiten, können Sie den Schwerpunkt Ihrer Lehrtätigkeit verlagern. So haben Sie beispielsweise mehr Gelegenheit, individuell zu fördern und Wissen zu vernetzen.

Wie Ihre Schüler zu Hause lernen

Besonders beliebt bei Lehrern, die ihren Unterricht „flippen“, sind die folgenden Medien:

  • Lernvideos 
  • Internetrecherchen 
  • Hyperlinks

Warum Lernvideos hoch im Kurs stehen

Es hat verschiedene Vorteile, ein Lernvideo zur Unterrichtsvorbereitung anzubieten.

Ihre Schüler profitieren von vielfältigen Möglichkeiten der Darstellung

In Lernvideos können die verschiedensten Inhalte dargestellt werden: ein geschichtliches Ereignis, eine Rechenstrategie oder ein Experiment.

Ihre Schüler bestimmen das Tempo

Anders als bei einem Lehrervortrag haben Ihre Schüler die Chance, Einfluss auf den Vorgang zu nehmen. Sie können …

  • … das Video anhalten und eine Pause einlegen. Hier notieren sie sich z. B. eine Frage, die sie am nächsten Tag konkret im Unterricht stellen. Sie haben ebenso die Chance, unklare Begriffe nachzuschlagen oder Recherchen zu betreiben.
  • … zurückspulen, um etwas erneut zu hören/sehen. 
  • … vorspulen (wenn Inhalt bereits bekannt). 
  • … erneut ansehen, um Zusammenhänge besser zu verstehen oder Unklares auszuräumen.

Wo Sie passende Erklär-videos finden

Für jeden Unterrichtsinhalt verschiedene Videos zu produzieren kostet Sie sehr viel Zeit, abgesehen von dem Know-how und technischem Equipment, das Sie dafür benötigen. Doch viele Lehrer, die mit dem „Flipped Classroom“ arbeiten, stellen ihre Videos zur Verfügung.


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