So geben Sie mit einer Verbalbeurteilung ein ausführliches Feedback

07.03.2019

Herkömmliche Zeugnisse, also Ziffernzeugnisse mit Halbjahres- oder Jahresnoten, werden oft dafür kritisiert, dass sie wenig Information erhalten. Sie geben dem Kind und den Eltern wenig Auskunft über die tatsächlichen Leistungen und die Lernentwicklung. Ebenso fehlen Aussagen zum Sozialverhalten, der Teamfähigkeit und der Selbstständigkeit.

Diesen Zeugnissen fehlt der wirkliche Feedback-Charakter, denn Noten allein sind keine qualitative Rückmeldung. Lesen Sie in diesem Artikel, wie Sie ein Zeugnis in Form einer Verbalbeurteilung verfassen und so Ihren Schülern und den Eltern aufschlussreiche Rückmeldung geben.

Das Ziffernzeugnis ist die juristisch vorgeschriebene Zeugnisform, obwohl es als pädagogisch überholt diskutiert wird. Was sagt z. B. eine Note „3 – befriedigend“ im Fach Mathematik aus? Lediglich, dass es eine Leistung im mittleren Bereich ist. Aber nicht, wo die Stärken und Schwächen des Schülers in diesem Schuljahr lagen.

Er hatte z. B. tolle Leistungen in Geometrie erbracht, die jetzt völlig untergehen, weil er bei der Klassenarbeit zu den schriftlichen Rechenarten einen Ausrutscher hatte. Auch gibt diese Note keine Auskunft zu seiner Anstrengungsbereitschaft oder seinen Möglichkeiten, sich verbessern zu können. Genau an diesem Beispiel wird deutlich, dass Sie für Ihre Schüler Zeugnisse schreiben sollten, die informativ und gewinnbringend sind.

Der Nachteil reiner Ziffernzeugnisse

Noten von 1–6 geben Ihren Schülern und Eltern keine detaillierte Auskunft zur Leistung in einem Halbjahr. Wichtige Informationen, z. B. über die Lernentwicklung Ihres Schülers, sind nicht möglich. Arbeiten Sie deshalb mit einem Lernentwicklungsbericht, den Sie Ihrem Schüler zusätzlich zum Ziffernzeugnis an die Hand geben. Somit ist einerseits das juristische Erfordernis (Ziffernzeugnis) gewahrt, und Ihre Schüler erhalten andererseits zusätzlich eine wertvolle pädagogische Rückmeldung.

Die Lernentwicklung in Worte fassen

In ihrem Lernentwicklungsbericht können die Schüler nachlesen, wie sich sowohl ihre Lernentwicklung als auch ihr Sozialerhalten in einem Halbjahr stabilisiert oder verändert hat. Die Schüler bekommen zusätzlich Tipps, woran sie in beiden Bereichen noch arbeiten können. Ebenso enthält dieser Bericht zusätzliche Informationen zu den einzelnen Fächern.

Sie vermitteln dort Ihren Schülern, was sie dazugelernt haben, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und wie sich insgesamt ihre Leistung in den letzten Monaten entwickelt hat. Im Fokus steht immer der Lernprozess: Wo gab es Fortschritte? Aber auch: Wo gab es Rückschritte? Und: Was kann dem Schüler helfen, weiter voranzukommen?

Wichtig ist die individuelle Rückmeldung

Im Mittelpunkt des Lernentwicklungsberichtes als Anlage zum Zeugnis steht die individuelle Rückmeldung über die Stärken und Schwächen des Schülers. Mithilfe der detaillierten Beschreibung dieser Stärken und Schwächen, seiner Entwicklung und seiner sozialen Fähigkeiten hat die Lehrkraft die Möglichkeit, die Gesamtpersönlichkeit des Schülers zu würdigen und ihm nicht nur den rechnerischen Durchschnitt seiner Testergebnisse zu dokumentieren.

Da jedes Kind in verschiedenen Lernbereichen individuell verschieden ist, bietet der Lernentwicklungsbericht die Chance, genau diese Individualität aufzugreifen und zu beschreiben.

Das Zeugnis wird für Ihren Schüler geschrieben

Da das Zeugnis ja hauptsächlich für Ihre Schüler geschrieben ist, sollte es formal auch an den Schüler selbst adressiert sein. Schließlich geht es um ihn persönlich und um seine individuelle Lernentwicklung. Auf diese Weise wird das Zeugnis viel persönlicher. Die direkte Ansprache kann beim Schüler auch eine motivierende Wirkung auslösen. Das Zeugnis drückt Ihre Wertschätzung gegenüber seiner Person und seinen Leistungen aus. Auch etwaige Ratschläge für die künftige Lernentwicklung erreichen ihn dann besser.

Legen Sie im Team Zeugnisschwerpunkte fest

Sie sollten jeder Jahrgangsstufe Schwerpunkte zuordnen, die Sie schwerpunktmäßig neben den Leistungen und dem Verhalten noch im Lernentwicklungsbericht aufgreifen. So können Sie über die Schuljahre hinweg verschiedene übergreifende Kompetenzen Ihrer Schüler, die Sie als Schule vermitteln und wertschätzend beschreiben.

Zeugnisbriefe: Der Vergleichscharakter entfällt

Ein großer Vorteil der Zeugnisbriefe ist, dass die Lernberichte so individuell von Ihnen geschrieben werden und deshalb nicht untereinander verglichen werden können. Damit nehmen Sie dem Zeugnis den bisher immer vorhandenen Wettbewerbscharakter.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Einführung von Zeugnisbriefen

Schritt 1: Legen Sie im Vorfeld zu einer Dienstbesprechung mehrere Beispiele von Zeugnisbriefen im Lehrerzimmer zur Ansicht für die nächsten Wochen aus.

Schritt 2: Greifen Sie das Thema auf der folgenden Dienstbesprechung auf. Stellen Sie dort die Vorteile einer solchen individuellen Rückmeldemöglichkeit heraus. Sicherlich ist das zunächst Mehrarbeit für Ihre Lehrer. Aber mit den entsprechenden, vorher erarbeiteten Vorlagen kann der Mehraufwand reduziert werden.

Ebenso drücken Sie mit einer solchen Maßnahme aus, welche individuelle Förderung und Beurteilung ein Schüler Ihrer Schule bekommt. Möglicherweise können Sie auch als Schulleitung darüber nachdenken, dafür einen Elternsprechtag weniger durchzuführen, da die Eltern mit diesen Zeugnisbriefen schon sehr viel Information über ihr Kind bekommen.

Schritt 3: Gründen Sie eine Projektgruppe, die sich mit folgenden Themen beschäftigt:

  • Welche Form der individuellen Rückmeldung an unserer Schule wollen wir? (Zeugnisbrief, Rasterzeugnis zum Ankreuzen etc.)
  • Welche Themen der individuellen Rückmeldungen legen wir in den einzelnen Schuljahren fest?

Schritt 4: Stellen Sie die Ergebnisse der Projektgruppe auf einer Dienstbesprechung vor und lassen Sie diese diskutieren.

Schritt 5: Verabschieden Sie Ihr so entwickeltes Konzept von Zeugnisbriefen auf der Gesamtkonferenz.

Schritt 6: Lassen Sie die Eckpunkte Ihres Konzepts und etwaige Vorlagen allen Lehrern, dem Elternbeirat und der Schülervertretung vor deren nächsten Treffen zukommen.

Schritt 7: Informieren Sie Ihre Eltern persönlich auf einem thematischen Elternabend über das Konzept.

Schritt 8: Informieren Sie die Schüler über den Klassenrat von dem Konzept.

Schritt 9: Fügen Sie die Zeugnisbriefe in Ihren Zeitplan zur Vorlage der Zeugnisse bei der Schulleitung ein.

Fazit:

Ihr Wunsch an Ihrer Schule wird es mit Sicherheit sein, dass die Schüler mit ihrem Zeugnis etwas anfangen können. Und dies hängt davon ab, ob Sie gut formulierte Zeugnisbriefe verwenden und die Schüler dadurch echte Erkenntnisse über ihre Leistungen, ihre Lernentwicklung und ihre sozialen und methodischen Fähigkeiten erhalten.


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