Verbessern Sie jetzt Ihren inklusiven Unterricht mit dem Fahrstuhlprinzip

30.01.2019

Giulia hat große Probleme im Fach Deutsch. Besonders die Rechtschreibung klappt einfach nicht. Das Mädchen übt überdurchschnittlich viel und wird zu Hause unterstützt. Sie erzielt Lernerfolge, doch keine guten Noten.Ihre Lernentwicklung nimmt sie kaum wahr.

Niemand zeigt ihr auf, wie weit sie bereits gekommen ist. Bei jeder benoteten Arbeit hofft Giulia, endlich eine Verbesserung in ihren Noten zu sehen. Doch im Vergleich zu den anderen wird sie immer schlechter abschneiden.

Ob Schüler mit und ohne besonderen Förderbedarf in Ihrer inklusiven Klasse erfolgreich lernen können, hängt von den Rahmenbedingungen ab. Dabei spielt es eine große Rolle, welche Bezugsnorm Sie anlegen. Außerdem ist Ihre Förderstrategie entscheidend.

Wenn Sie Ihre Bemühungen z. B. in 1. Linie auf die Leistungsschwächeren richten, kann dies den Lernfortschritt der Starken gefährden. Mit der Fahrstuhlstrategie gestalten Sie Ihren Unterricht so, dass sich alle Schüler verbessern.

Machen Sie sich Ihre Strategie bewusst

Vielleicht ist es Ihnen gar nicht bewusst, wie an Ihrer Schule mit der großen Heterogenität in den Klassen umgegangen wird. Oftmals schreibt das Schulprogramm der Schule vor, welche Art der Förderstrategie im Fokus steht. Finden Sie heraus, welche Sie anwenden. Diese können Sie dann ggf.mit einfachen Mitteln adaptieren, um optimale Lernvoraussetzungen für starke und schwache Schüler zu schaffen.

Richten Sie Ihre Bemühungen meist auf die Kinder mit Schwierigkeiten?

Damit wäre das Ziel, eine möglichst leistungshomogene Klasse zu schaffen, erreicht. Die schwachen Schüler sollen zu den stärkeren aufschließen. Schüler im mittleren, aber besonderen Leistungsbereich werden dabei zu wenig berücksichtigt. Sie bleiben unter ihren Möglichkeiten. Wird dieses Förderkonzept angewandt, profitieren von Inklusion nur die schwächeren Schüler.

Fördern Sie verstärkt die Schüler ohne Leistungsschwierigkeiten?

Vielleicht versuchen Sie, das Voranschreiten im Lehrplan zu fokussieren. Sie planen Ihren Unterricht dann möglicherweise so, dass die stärkeren Schüler und solche im mittleren Leistungsbereich gute Lernerfolge aufweisen. So wird üblicherweise an den meisten Schulen vorgegangen. Damit die Leistungsschere nicht zu groß wird, wurden Maßnahmen wie

  • Zurückstellung bereits bei der Einschulung,
  • das „Sitzenbleiben“ und auch
  • das Wechseln an andere Schulformen (vom Gymnasium an die Realschule oder von der Grundschule an die Förderschule)etabliert.

Bemühen Sie sich um Lernfortschritt bei allen Schülern?

Inklusion funktioniert dann, wenn jedes Kind von seinem Standpunkt aus eine positive Lernentwicklung zu verzeichnen hat. Jedes einzelne steigert seine Leistungen dabei.

So gelingt Ihnen die Umsetzung des Fahrstuhlprinzips

Lernfortschritte des Schülers sind wichtiger als gute Noten.Denn diese geben keine Auskunft über: seine Anstrengung, seine Verbesserung, seine Tendenz. Für individuelles Lernen in Ihrem Klassenzimmer ist entscheidend, welche Bezugsnorm Sie in Ihrer Klasse anlegen.

Verabschieden Sie sich von der sozialen Bezugsnorm

Vergleichen Sie die Schüler untereinander, heißt das, der Klassendurchschnitt wird zum Maß der Dinge. Trennen Sie sich zugunsten der Inklusion von einer Einteilung in den unteren, mittleren und oberen Leistungsbereich. Fokussieren Sie stattdessen die vorhandenen und noch fehlenden Kompetenzen jedes einzelnen Kindes.

Beispiel: Sophie gilt als „gut“, wenn sie im Vergleich zum Klassendurchschnitt „darüber“ liegt. Doch wäre Sophie in einer anderen Klasse,mit mehr leistungsstarken Schülern, wäre sie mit den gleichen Leistungen„schlecht“, da sie „unter“ den Durchschnitt rutschen würde.

Wichtiger als ein kriterienbezogener Blick auf das individuelle Können des Schülers ist hier der Vergleich zu den anderen. Sophie hatte Glück, in eine Klasse eingeschult worden zu sein, in der es Kinder gibt, die schlechter sind als sie. Über ihre eigene Lernentwicklung sagt das allerdings nichts aus.

Schaffen Sie eine sachliche Bezugsnorm

Statt die Leistungen Ihrer Schüler miteinander abzugleichen,sollten Sie Kriterien für Lernerfolg definieren. Das Ziel ist, dass jedes Kind eine Kompetenz nach der anderen erwirbt. Dafür bieten Sie ihm entsprechendes Material und wenn nötig Unterstützung an. Untergeordnet ist bei der sachlichen Bezugsnorm, wie lange ein Schüler für die Erlangung der Kompetenz braucht. Unbeachtet bleibt außerdem, wie es im Vergleich zur Klasse steht.

Beispiel: Sophie kann Wörter nach dem ABC ordnen. Sie kann die Wortarten bestimmen: Nomen und Verben sicher – bei Adjektiven tut sie sich noch schwer. Klar ist: Sophie muss nun die Bestimmung von Adjektiven üben. Denn das Ziel ist, dass sie diese Kompetenz erwirbt.

Legen Sie dann den individuellen Maßstab an

Bestimmen Sie anhand sachlicher Kriterien zunächst, wo welches Kind steht. Dann rücken Sie den Fokus auf die Lernentwicklung jedes einzelnen Schülers. Das Ziel ist, dass jeder einzelne Schüler Lernfortschritte aufzeigt. Auch hier spielt es keine Rolle, wie lange es bis zu einem Etappenziel dauert. Was die anderen Schüler in dieser Zeit schaffen, ist ebenso wenig entscheidend. Es zählt lediglich, dass jedes Kind in seiner Lernentwicklung voranschreitet.


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